Warum die eigene Pflanzen-Anzucht starten?
Pflanzen selber anzubauen zahlt sich aus: Du kannst spezielle Sorten anbauen, schonst Deinen Geldbeutel und hast besonders robuste Pflanzen.
Du lässt duftende, locker krümelige Gartenerde durch die Finger rieseln, bedeckst ein Saatkorn mit Erde und kannst nach einer Weile beobachten, wie sich die Pflanze ihren Weg ans Tageslicht erkämpft.
Mit der Zeit wird sie, Dein ganzer Stolz, eine große Pflanze, die in üppiger Pracht vor Dir im Garten steht. Und das Beste zum Schluss – das Resultat Deiner Arbeit kannst Du essen.

Die verschiedenen Aussaat-Methoden
Grundsätzlich kannst Du zwei Aussaat-Methoden unterscheiden: Die Direktsaat in den Gartenboden und die Vorkultur im (Gewächs-)Haus. Wir erklären Dir wie Du am besten vorgehst, damit Du Dich am Schluss über reichlich Blütenpracht und Ernte freuen kannst!
Direktsaat

Viele Pflanzen sind für eine Direktsaat geeignet – vor allem robuste Pflanzenarten aus Mitteleuropa oder ähnlichen Klimazonen. Wir haben einige Beispiele für Dich zusammengestellt:
Gemüse | Spinat Mangold Radieschen Rettich Karotten Bohnen Erbsen Zwiebeln Vogerlsalat Fenchel Rote Rüben |
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Blumen | Ringelblume, Kalifornischer Mohn Sonnenblume Sommeraster |
Kräuter | Dill Bärlauch Kresse Kerbel Basilikum Bohnenkraut |
Spätere Sätze von Salaten und Kohlgewächsen und später im Jahr gesäte Kräuter werden ebenfalls direkt in den Gartenboden gesät. Der Aufwand ist geringer als bei der Vorkultur in Topfplatten.
Die Vorbereitung ist entscheidend:
- Entferne vor der Aussaat alles andere, was gerade im Beet wächst. Insbesondere Wurzelunkraut solltest Du wurzeltief und gründlich entfernen.
- Etwa 2-4 Wochen vor der Aussaat schadet eine organische Düngung, ein Bodenaktivator oder eine Gabe mit reifem Kompost nicht. Vermische dabei die bestehende Gartenerde gründlich mit diesen neuen Materialien.
- Der Boden sollte vor dem Säen locker und möglichst frei von Steinen sein.
Material | Werkzeug |
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Hochwertiges Saatgut | Gartenhacke |
Pflanzschilder für jede Reihe und jedes Beet | Rechen |
Optional: Gartenvlies | Optional: Frühbeet oder Hochbeet mit Aufsatz |
Jetzt hast Du wieder zwei Möglichkeiten, wie Du die Samen in die Erde bringst:
Aussaat in Reihen
Diese Aussaatmethode ist sinnvoll für das meiste Gemüse.
Vorteil: Die Pflanzen haben einen optimalen Abstand zueinander und Du erkennst Unkräuter besser.
Nachteil: Etwas mehr Arbeitsaufwand als die breitwürfige Aussaat.
- Du beginnst damit, mit einem Zollstock oder Maßband den optimalen Reihenabstand auszumessen. Markiere danach die jeweilige Reihe mit einem beschrifteten Pflanzschild.
- Nun heißt es, eine, je nach Pflanzenart, 1-3 cm tiefe Rille zu ziehen, beispielsweise mit Hilfe des Stiels eines Gartengeräts oder einer kleinen Gartenhacke. Bei lockerem Boden kannst Du auch einen Stab verwenden und ihn auf den Boden drücken.
- Streue die Samen im richtigen Abstand in die Rille und verschließe sie danach wieder mit Erde. Der Abstand zwischen den einzelnen Samen sollte sich an der späteren Größe der Pflanze orientieren. Die ist auf der Saatgutpackung angegeben, genauso wie die optimale Tiefe der Rille und der richtige Reihenabstand.

Aussaat Tipp
Bei älterem oder bereits geöffnetem Saatgut empfehlen wir, die Samen etwas dichter zu streuen. Sie keimen nicht mehr so zuverlässig, was zu Lücken in Deinem Beet führen kann.
Kommt es dazu, kannst Du die Jungpflanzen vereinzeln. Aber Achtung, das haben sie nicht so gerne.

Saatbänder nutzen
Den richtigen Abstand zwischen den Samen einzuhalten ist gerade bei feinen Samen nicht so einfach. Probier's mal mit Saatbändern. Dort sind die Samen bereits im richtigen Abstand aufgebracht.

Breitwürfige Aussaat
Ringelblumen, Astern und vor allem Blumenmischungen werden breitwürfig ausgesät. Bei Feldsalat und Spinat kannst Du diese Methode auch ausprobieren.
Vorteil: Weniger Aufwand und das Beet wirkt naturnäher, was insbesondere bei Blumenwiesenmischungen von Vorteil ist.
Nachteil: Du erkennst Unkräuter schwieriger und der optimale Abstand ist schwerer einzuhalten.
So funktionierts:
- Streue bei dieser Methode das Saatgut großzügig über das Beet.
- Achte darauf, dass die Samen nicht zu dicht beieinander liegen, damit die Pflanzen sich später nicht im Wachstum behindern. In der Regel sollten die Samen mit einem Abstand von zwei Fingerbreiten zueinander liegen. Du kannst das Saatgut mit etwas Sand oder Vermiculite strecken, dann tust Du Dir leichter beim Ausstreuen.
- Harke die Samen ein wenig in den Boden ein. Dann werden sie nicht weggeweht und trockenen nicht so leicht aus.
- Sei beim Gießen vorsichtig, damit die Samen nicht mit einem zu harten Strahl weggespült werden.

Vorkulturen ziehen
Jetzt wird's ein wenig anspruchsvoller. Manche Pflanzenarten solltest Du auf der Fensterbank oder im Gewächshaus aussäen. Du kannst sie auch etwas später im Frühbeet vorziehen und die vorgezogenen Pflanzen je nach Art ab April oder nach den Eisheiligen (Mitte Mai) in den Garten setzen.
Diese Pflanzenarten sind in der Regel, zumindest in der Jugendphase, frostempfindlich oder benötigen höhere Temperaturen, um zu keimen. Einen guten Überblick gibt Dir unser Pflanz- und Erntekalender (PDF, 3.624 KB).

Gemüsepflanzen mit längerer Entwicklungszeit
Das sind z. B. Paprika und Pepperoni, Auberginen, Artischoken und Tomaten. Sie benötigen mindestens 2 Monate Vorkultur bis zum Auspflanzen. Säe diese frostempfindlichen Kulturen daher für den Anbau im Freiland oder unbeheizten Gewächshaus Anfang bis Mitte März in Topfplatten aus. Lass sie bei 20 °C - 25 °C Raumtemperatur keimen.
Wenn die ersten echten Blätter ausgebildet sind, topfe die Pflänzchen in größere Töpfe um. Hast Du ein beheiztes Gewächshaus, macht es Sinn, bereits im Januar oder Februar mit der Aussaat zu beginnen.
Schnellwüchsige Gemüsepflanzen
Zucchini, Gurken und Melonen wachsen schnell. Deshalb reicht eine Aussaat im Laufe des April vollkommen aus. Gib jeweils 1-2 Samen 3 cm tief in nicht zu kleine Töpfe und lass sie bei rund 20 °C keimen. Sollten beide Samen keimen, entferne die schwächere Pflanze. Als glücklicher Besitzer von einem beheizten Gewächshaus, kannst Du zeitiger mit der Aussaat beginnen, da Du die Pflanzen früher in den Boden pflanzen kannst.
Sommerblumen
Unter ihnen kannst Du z. B.Lobelien, Löwenmaul, Tagetes, Federbusch, Petunien und Zinnien bereits im Februar oder März im Haus bzw. beheizten Gewächshaus vorziehen. Es geht zwar auch, dass Du sie erst im Mai in den Gartenboden streust – dann blühen sie aber nur vom späten Sommer bis zum ersten Frost.
Kräuter
Bei vielen Kräutern empfehlen wir Dir ebenso eine Voranzucht im Warmen, damit Du schon relativ früh mit der Ernte beginnen kannst. Die meisten Kräuter benötigen nämlich Keimtemperaturen jenseits der 20 °C. Säe sie in Topfplatten aus mit 2 Samen pro Zelle, außer bei Basilikum und Schnittlauch: Hier streust du rund 10 Samen in etwas größere Töpfchen mit Anzucht- bzw. Kräutererde.
Robusteren Gemüsepflanzen
Du willst nicht bis zum Frühsommer auf die Ernte von Salat, Blumenkohl, Weiß- und Rotkraut sowie Mangold warten? Dann empfehlen wir Dir eine Vorkultur von Februar bis März im Haus in Topfplatten oder kleinen Töpfen. Die Aussaaten benötigen etwas niedrigere Temperaturen zur Keimung, je nach Art 10 °C bis 20 °C.
Ausgepflanzt wird das Junggemüse dann im März und April. Du kannst auch spätere im Sommer ausgesäte Sätze in Töpfen vorziehen. Das hat den Vorteil, dass die Pflanzen schon größer ins Beet kommen und somit einen Startvorteil gegenüber Unkräutern haben. Außerdem erkennst Du auch leichter, was die gewünschte Kulturpflanze und was die Unkrautpflanze ist.

Schritt für Schritt Pflanzen aussäen
Das nimmst Du beispielsweise zum Aussäen:

Und jetzt geht's los:
Pflanzenanzucht auf der Fensterbank
Wenn Du die Pflanzen an der Fensterbank ziehst, drehe unbedingt den Heizkörper darunter zurück! Zusätzlich ist es sehr empehlenswert, für künstliche Beleuchtung mittels neutralweißer Leuchtmittel (Leuchtstoffröhre oder LED) zu sorgen. Denn zu wenig Licht und zu hohe Temperaturen bewirken, dass die Pflanzen lange werden und umknicken.
Jungpflanzen abhärten und schützen
- Mit der Zeit kannst Du Deine Pflanzen langsam ans Freie gewöhnen. Stelle sie an wärmeren Tagen (ab 10°C) für einige Stunden raus. Anfangs vertragen die Pflänzchen nur kurz direkte Sonneneinstrahlung.
- Vorgezogene Salate, Mangold und Kohlgewächse kannst Du ab April im Gemüsegarten auspflanzen, wenn nur noch leichter Frost zu erwarten ist. Schütze sie aber mit einem Gartenvlies. Es hält auch Schädlinge wie Erdflöhe fern und beschleunigt das Wachstum. Das gilt genauso für Frühbeete oder Hochbeete mit Frühbeethaube.
- Frostempfindliche Arten, beispielsweise Fruchtgemüse, kannst du ab Mitte Mai nach den Eisheiligen in die Freiheit entlassen und im Gartenboden einsetzen.
Achtung: Vielfraße im Anmarsch!
Keimlinge und Jungpflanzen wirken wie ein Magnet auf Nacktschnecken und ratzfatz ist die ganze Arbeit im Eimer. Du kannst Schneckenkorn streuen, es muss aber besonders nach stärkerem Regen wieder neu ausgebracht werden.
Sicherer sind Schneckenzäune: Werden sie bereits beim Anlegen des Beetes gezogen (vorher auf Eiablage von Schnecken kontrollieren!), halten sie die schädlichen Eindringlinge dauerhaft fern. Eine mobile Alternative sind Pflanzenhüte, die temporär die frisch eingesetzen Jungpflanzen schützen.

Keimsprossen anbauen
Ein Sprossengarten hat in jeder Wohnung Platz
Auch im Winter musst Du nicht auf eigenes Gemüse verzichten – Keimsprossen machen's möglich! Unter Keimsprossen versteht man Sämlinge, die in kurzer Zeit nach Ausbildung der ersten Blätter geerntet werden.
Neben Vitaminen sind Keimsprossen vor allem reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Die Auswahl an Geschmacksrichtungen, von scharf über nussig bis mild, macht sie abwechslungsreich.
Die wohl bekanntesten Keimsprossen sind „Sojasprossen“, bei denen es sich eigentlich um die Keimlinge der Mungobohne handelt oder auch die schnell wachsende Kresse.
Neben Bio-Saatgut benötigst Du geeignete Anzuchtschalen, damit sich aus den Samenkörnern hochwertige Sprossen entwickeln. Der Keimgarten eignet sich besonders für große Samen wie Mungobohnen und Radieschen, kleine Samen wie die von Kresse und Rucola kultivierst Du besser in den Keimschalen.

Keimsprossen ziehen – so einfach geht's:
- Weiche die Samen kurz in Wasser ein oder spüle sie ab.
- Lasse die Samen danach kurz abtropfen und säe sie in die Schalen.
- Besonders wichtig für einen erfolgreichen Anbau sind die richtige Temperatur (18-21°C) und ein heller Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung.
- Achte auf eine regelmäßige Bewässerung (2 x/Tag), ausschließlich mit lauwarmen Leitungswasser. Verwende eine kleine Gießkanne, einen Handsprüher oder eine Spritzflasche, damit die Samen nicht weggespült werden.
- Nach rund einer Woche kannst Du Dich an die Ernte machen. Mahlzeit!

Trend Microgreens
Ein neuer Trend sind Microgreens, auch Grünsprossen genannt. Hier lässt man die Pflanzen ein paar Tage länger wachsen und erntet auch die Blätter mit. Mit dem Grünsprossen-Anzuchtset und den dazu passenden Pads geht das ganz einfach!
Wichtige Begriffe zur Pflanzenanzucht erklärt
Für eine erfolgreiche Voranzucht im Haus wähle einen hellen warmen Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die Töpfe bzw. Topfplatten dürfen dabei nicht direkt auf dem Heizkörper stehen.
Die meisten Pflanzen werden im Frühjahr, gewisse Pflanzen aber auch im Spätwinter (Stauden), Frühsommer (Zweijährige, Endivien, Chinakohl) oder Spätsommer (Vogerlsalat, Bärlauch) gesät. Den idealen Aussaatzeitpunkt entnimmst Du der Saatgutverpackung.
Obligatorische Dunkelkeimer dürfen nicht mit Licht in Berührung kommen, um zu keimen. Dazu zählen beispielsweise Gurke, Rittersporn, Vergissmeinnicht oder Stockrose. Daher musst Du ihre Samen einige Zentimeter tief in die Erde befördern.
Die meisten Pflanzenarten sind Neutralkeimer, werden daher durch Licht nur marginal beeinflusst. Aus praktischen Gründen (gegen Austrocknung und Vogelfraß im Freiland) solltest Du sie trotzdem ein wenig abzudecken.
Keimblätter sind die ersten Blätter, die aus dem aufgequollenen Samen nach der Keimung erscheinen. Sie sehen anders als die danach erscheinenden ersten „echten" Blätter aus und werden im Gegensatz zu diesen durch Nährstoffe im Samenkorn und nicht durch Photosynthese gebildet.
Die Keimtemperatur ist diejenige Temperatur, bei der die Pflanzen am schnellsten und zuverlässigsten aus dem Samen keimen.
In der Regel ist eine Abweichung von ein paar Grad in Ordnung, daher werden oft Temperaturspannen auf der Saatgutverpackung angegeben.
Obligatorische Lichtkeimer benötigen ausreichend Licht zur Keimung. Dazu zählen viele Kräuter wie Basilikum und Thymian, die besonders feine Samen haben. Bedecke sie nicht mit Erde.
Die meisten Pflanzenarten sind Neutralkeimer, das heißt sie werden kaum durch Licht beeinflusst.
Unter Pikieren versteht man das Auseinandersetzen der Jungpflanzen, wenn diese zu dicht stehen und auf Dauer zu lange und dünn werden würden.
Hab anfangs ein wenig Geduld und sei ruhig langsam, genau und vorsichtig, denn die jungen Pflanzen knicken leicht – Übung macht den Meister!
Unter Saatgut versteht man Pflanzensamen, die – gewöhnlich in Tüten verpackt – in Verkehr gebracht werden und gewisse Qualitätsstandards erfüllen. Bei HORNBACH findest Du ausschließlich hochwertiges Saatgut von erfahrenen Herstellern wie Bruno Nebelung.
Das sind speziell gezüchtete, hochwertige Gemüsesorten, die weniger anfällig für gängige Schädlinge und v.a. Krankheiten im Gartenbau sind. Ein Beispiel sind Tomatensorten die gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule resistent oder zumindest hochtolerant sind und somit kaum von dieser Krankheit befallen werden.
Die Wahl solcher teurerer Sorten zahlt sich definitiv aus. Du vermeidest Aufwand, Ärger und Kosten, die nach einem Krankheitsbefall entstehen.
Darunter versteht man das vorsichtige Umsetzen von Pflanzen in einer Aussaatreihe im Freilandbeet. So wachsen die Pflanzen im gleichmäßigen Abstand zueinander und es entstehen keine Lücken.
Bei günstigerem Saatgut kannst Du von vornherein dichter säen und zu dicht stehende Pflanzen einfach auszupfen, das spart Aufwand und Mühe.
Unter Vernalisation versteht man das Phänomen, wenn Blühpflanzen erst nach einer längeren Kälteeinwirkung zu blühen beginnen. Darum blühen solche Stauden auch noch nicht im Jahr der Aussaat, sondern erst im darauffolgenden.