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Der Begriff Suffizienz stammt aus dem Lateinischen („genügen“) und steht dafür, das richtige Maß zu finden und dabei auch vorherrschende Konsummuster zu ändern. In Bezug auf nachhaltigen Lebensstil ist Suffizienz eng damit verbunden, möglichst wenig Energie und Rohstoffe zu verbrauchen und den eigenen ökologischen Fußabdruck gering zu halten. Gründe, sich beim Wohnen zu beschränken, gibt es viele: Pro Kopf wird bei uns im Durchschnitt eine Wohnfläche von fast 50 Quadratmetern verbraucht, die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt bei über 90 Quadratmetern. Abgesehen davon, dass Wohnraum gerade in urbanen Regionen immer knapper wird, steigen auch die Kosten selbst auf dem Land immer weiter an. Das spüren gerade Familien, die sich das Leben in der Stadt schlichtweg nicht mehr leisten können. Die Folge: Gentrifizierung und soziale Spannungen verändern auch insgesamt das gemeinschaftliche Klima der Menschen in der Stadt.

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Mit dem Notwendigen zufrieden sein

So verwundert es nicht, dass immer häufiger von einem Wohntrend zu lesen ist, der ein Leben auf engstem Raum beschreibt, zum Beispiel in einem Tiny House. Die Vorteile liegen auf der Hand:

Weniger Raum bedeutet weniger Kosten für den Unterhalt und in der Regel weniger Beanspruchung von Energie und Ressourcen.

Doch sind es tatsächlich nur ökonomische Gründe, die ein Leben auf weniger Raum attraktiv machen? Keinesfalls! Suffizienz ist mehr als ein Trend, sie ist auch Ausdruck einer ökologischen und nachhaltigen Lebenseinstellung. Der bewusste Konsumverzicht, das Abwerfen von Ballast und das Entschleunigen kann auch für das eigene Wohlbefinden eine ganz besondere Wirkung entfachen. Oder anders ausgedrückt: Suffizienz bedeutet nicht nur, mit dem Nötigsten auszukommen, sondern auch, mit dem Notwendigen zufrieden zu sein.

Diese Lebenseinstellung geht mit einer ganzen Reihe von Trends und Strömungen einher, die Gesellschaftsforscher für unsere gegenwärtige Zeit erkannt haben. „Slow Life“ stellt die Bedächtigkeit und Langsamkeit anstelle von Hektik und dem Wettlauf mit der Zeit in den Mittelpunkt des Handelns und soll für mehr Lebensqualität sorgen. Das Prinzip des „Downshiftings“ stammt aus der Arbeitswelt und zielt darauf ab, durch eine Reduzierung der Arbeitszeit ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben zu führen. Und „Simplicity“ als Trend zur Einfachheit wird vor allem damit begründet, dass wir uns in einer komplexen Welt zunehmend überfordert fühlen und nach dem Einfachen, Schlichten sehnen.

Langsamer, weniger, schlichter: Das klingt ganz und gar nicht mehr nach „höher, schneller, weiter“. Sondern eher danach, als würde für viele Menschen wahrer Luxus darin liegen, ganz bewusst mit weniger auszukommen – auch wenn sie sich mehr leisten könnten.

Als „Minimalismus“ wird das Lebensgefühl beschrieben, seine Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und sich von unnötigem Ballast zu trennen. Und hier sind wir wieder bei den Tiny Houses. Denn wer in ein solches umzieht, der trennt sich unweigerlich von Dingen, für die künftig schlichtweg kein Platz mehr ist.

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„Winzige Häuser“: Alles, was man zum Leben braucht

Eine genaue Definition, was ein Tiny House ausmacht oder wie groß es ist, gibt es nicht. Einige Exemplare kommen mit einer Fläche von weniger als zehn Quadratmetern aus, andere sind mit rund 50 Quadratmetern so groß wie eine Zweizimmerwohnung. Auch gibt es mobile Varianten auf Rädern und solche, die einen festen Standplatz haben. Gemeinsam haben sie eines: Ein Tiny House vereint alles, was man zum Leben braucht – eine Küche, sanitäre Einrichtungen, Platz zum Essen sowie zum Schlafen.

Ihren Ursprung haben die, laut Übersetzung „winzigen Häuser“ in den USA: Im Zuge der Finanzkrise vor rund 15 Jahren hatten viele Hauseigentümer Schwierigkeiten, ihre Kredite zu bedienen, und sahen sich gezwungen, eine Notunterkunft zu beziehen. Ihre Entstehung verdanken die Tiny Houses also der finanziellen Notlage ihrer Besitzer. Doch schnell wurde daraus in der ganzen Welt die Bewegung, wie wir sie auch in Deutschland mittlerweile zunehmend erleben: Die Entscheidung für ein Leben in einem Tiny House fußt heute vielfach auf dem Wunsch, ein nachhaltiges, minimalistisches Leben zu führen. Aus dem Umzug in eine Notunterkunft ist für viele eine bewusste Entscheidung geworden, sich zu reduzieren und auf das Wesentliche zu beschränken.

Peter-Lustig-Idylle trifft auf Behördengang

Er ist so etwas wie der Prototyp des Tiny-House-Bewohners: Peter Lustig, den in Deutschland fast jeder noch aus der Kinder-Fernsehserie „Löwenzahn“ kennt. Schwierigkeiten bei der Standortwahl für seinen blauen Bauwagen hatte Lustig in den 80er-Jahren nicht: Er durfte ihn einfach auf eine Wiese in einem Schrebergarten stellen und nach und nach immer weiter ausbauen und einrichten. Ganz so einfach ist es in Wirklichkeit nicht. Wer heute in Deutschland ein Tiny House bauen und beziehen möchte, muss eine Reihe von Vorschriften beachten. Dazu zählt eine Baugenehmigung, aber auch die verpflichtende Anbindung an die Strom- und Wasserversorgung. Und auch in anderen Ländern gelten genaue Regeln. Selbst in den USA, der Heimat der Tiny Houses, gibt es Bauvorschriften und Bebauungspläne, genau wie in allen europäischen Ländern.

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Kleines Haus, große Herausforderung

Sind die baurechtlichen Voraussetzungen geklärt und der richtige Standort gefunden, kann es losgehen mit der Planung und dem Bau. Im Internet zeigt eine Vielzahl von Videos, wie mit scheinbarer Leichtigkeit in kürzester Zeit die schönsten Häuser entstehen. Von diesem Trugbild sollten sich selbst erfahrene Heimwerker nicht täuschen lassen: Ist das Haus noch so klein, bedeutet das noch lange nicht, dass der Bau weniger kompliziert ist als bei einem normalen Haus. Zur Unterstützung gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die Hausbauer bei ihrem Projekt begleiten – von der Beratung bis hin zur Lieferung eines bezugsfertigen Tiny House.

Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Behördengänge, Baugenehmigungen, Wasseranschlüsse: Am besten sucht man sich einen kompetenten Berater, der sich auskennt und bei der Planung hilft, sowie einen lokalen Architekten, der die Ansprechpartner in den Ämtern kennt und bei den Behördengängen hilft. Attraktiv bleibt das Konzept des Tiny Houses dennoch unbestrittenermaßen: Baupreise steigen, Wohnraum wird knapp, weniger Neubauflächen werden erschlossen und immer mehr Menschen teilen ihr Leben in kürzere Lebenszyklen ein. Sie wollen, aufgrund der Flexibilität im Job, nicht mehr zwingend ihr ganzes Leben am gleichen Ort verbringen. Mögen die Gründe auch teilweise unterschiedlich sein: In fast allen Ländern gibt es den Trend zum Tiny House.

Kleines Haus mit großem Potenzial – aber nicht für jeden

Verhältnismäßig geringe Anschaffungs- und Unterhaltskosten, Nutzen für die Umwelt, Flexibilität und Mobilität: Die Vorteile eines Tiny Houses liegen auf der Hand. Doch wer über ein Tiny House nachdenkt, sollte auch die Herausforderungen kennen. So ist die Planung ebenso aufwendig wie das Genehmigungsverfahren. Auch sind die wenigsten Exemplare barrierefrei und damit für Menschen im Alter schwer vorstellbar. Und es erklärt sich von selbst, dass auf 40 Quadratmetern keine Großfamilie leben kann.

Wer sich aber bewusst macht, dass ein Tiny House nicht für das ganze Leben, wohl aber für einen bestimmten Abschnitt die richtige Wohnform sein kann, der kann viel Freude daran haben, auf kleinem Raum zu leben. Und wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, ändert nicht nur den bisher geführten Lifestyle, sondern verringert seinen ökologischen Fußabdruck ganz von selbst. In jedem Fall sollte man das Wohnen im Tiny House einmal im Urlaub auf dem Campingplatz testen, bevor man sich für ein eigenes entscheidet. Auf diese Weise kann jeder für sich herausfinden, worin für ihn der wahre Luxus liegt: im Mehr oder im Weniger.

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