Der fantastische Garten

Der fantastische Garten

Otfried Culmann ist bildender Künstler. Sein Traum? Ein eigenes Reich voller fantastischer Bauwerke: Säulen, Brunnen, Tempel, Bögen, Mosaike und Reliefs.

Die Motivation

Ursprünglich sollte dieses Reich ganz woanders und im Rahmen der Landesgartenschau 2015 in Landau entstehen. Aber Otfried Culmann und die Organisatoren fanden nicht recht zueinander. So beschloss er 2014: Ich mache es selbst – meine eigene Gartenschau. In meinem Garten. Trotzig? Vielleicht. Entschlossen? Ganz bestimmt.

Das Werk

Auf 700 Quadratmetern hat Otfried in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Fülle an Bauwerken arrangiert. Das größte ist die „Säule mit dem Obstmädchen“, etwa fünf Meter hoch, das kleinste eine Figurine von etwa drei cm Höhe. Otfrieds Baumaterial sind Mosaiksteine und Teller. Vor allem Teller. „Um die 600 werde ich wohl verbaut haben“, schätzt Otfried, genau weiß er es nicht. Teller vom Flohmarkt, vom Sperrmüll, aus Haushaltsauflösungen. Teller sind ideal für seine symmetrisch aufgebauten Kunstwerke, durch die runde Form passen sie zu den geschwungenen, fließenden Linien des Gesamtwerks. Formen wie in einem Renaissance-Garten, durch die Teller verfremdet in Richtung Pop-Art, so beschreibt er es selbst.

Der

Die Umsetzung

„Einen Plan für das Gelände hatte ich nie“, erzählt Otfried, „nur für die einzelnen Objekte, schon wegen der Materialbeschaffung.“ Der Bauerngarten hinter dem ehemaligen Pfarrhaus, Otfrieds Elternhaus, musste schrumpfen, um Platz zu machen für die Bauten. Ein Jahr lang arbeitet Otfried an seinem Traumgarten, bis die ersten Besucher kommen, tatsächlich während sieben Kilometer entfernt in Landau die Landesgartenschau läuft. Die ist inzwischen längst vorbei, Otfrieds Schau jedoch dauert an. Um die 200 Besucher kommen an jedem Sonntag im Juli und August. In diesem Sommer werden sie den Hygienevorschriften entsprechend in einer Art Einbahnstraße über das Gelände geleitet. Das bedeutet aber auch: Der Garten als Work-in-progress kann nur von Montag bis Freitag bearbeitet werden. Es soll ja niemand über Baumaterial stolpern oder abgelenkt werden von Flatterband und Absperrungen. Günstig, dass außerhalb des Gartens noch Raum ist für „Robinsons Hütte“, eine Werkstatt mit Lager. Dort bewahrt Otfried Tellervorräte, Mosaiksteine, Fliesenkleber in rauen Mengen auf, dazu Fertigbeton, Sand, Kies, seinen Mörtelrührer und -kübel.

Ich habe schon als Kind gern im Sandkasten gespielt. Das mache ich irgendwie immer noch, nur jetzt in groß.“

Otfried Culmann

Die Arbeitsweise

Die Grundlage für die Skulpturen ist meist profan, Blockziegel etwa, oder ein anderes Gerüst. Eine „Kulisse“ seien seine Werke, erklärt Otfried, denn die bunten Keramiken und Teller werden nur aufgeklebt. Klingt einfach, kann aber grade im Sommer knifflig sein. So ist kürzlich ein weiterer Werkstoff dazugekommen: Pattex. „Durch die massive Sonneneinstrahlung auf die Teller entstehen Materialspannungen, die glatten Porzellanflächen halten nicht mehr am Untergrund – die Teller fallen ab und zerbrechen“, erläutert er das Problem. Besonders ärgerlich, wenn die symmetrischen Kunstwerke zwei gleiche Teller erfordern. Ersatz ist fast unmöglich zu beschaffen, denn die Teller sind in der Regel Reste, stammen aus Nachlässen oder gleich aus dem Müll – da kann man nichts nachkaufen. Otfried experimentiert nun mit Klebstoff. Bislang ist er zufrieden. Geringe Abfallrate, sozusagen.

Der Ausblick

Nach fünf Jahren beharrlicher Arbeit ist das Gelände nun voll. „Jetzt kann ich nur noch in die Höhe bauen“, sinniert er, „oder in die Tiefe.“ Tatsächlich gibt es einen zugeschütteten Keller unter dem Anbau des Wohnhauses, der freigelegt werden könnte. Aber das ist mühsam und teuer – und stößt in der Familie auf wenig Begeisterung. Aussichtsreicher ist ein anderes Projekt: Ein neues, ein weiteres Buch will Otfried schreiben, sein zwölftes. Zuletzt vollendete er Anfang 2020 seine Autobiografie „Memoiren eines Fantasten“, nun soll es ein Buch werden über seinen Garten und fantastische Gartenkunst in aller Welt.

Otfrieds Traumgarten in Zahlen

  • Fläche: 700 Quadratmeter
  • 17 Architektur-Kunst-Bau-Werke
  • maximale Höhe: 5 m
  • minimale Höhe: 3 cm
  • zehn Brunnen
  • Material: etwa 600 Teller, Kleinmosaik, Fertigbeton, Kies, Sand, Fliesenkleber
  • Bau-Dauer: 5 Jahre

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				Otfried Culmann in «Robinsons Hütte», seinem als Werkstatt und Lager dienenden Schuppen außerhalb des Gartens

    Otfried in „Robinsons Hütte“, ein Schuppen außerhalb des Gartens, den er als Werkstatt und Lager nutzt.

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				Der Triumphbogen im Bau. Noch ist die Unterkonstruktion zu sehen, die später mit Kleinmosaik und Tellern beklebt wird

    Der „Triumphbogen“ im Bau. Noch ist die Unterkonstruktion zu sehen, die später mit Kleinmosaik und Tellern beklebt wird.

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				Der „Triumphbogen“ ist vollendet. Gut zu erkennen ist die Symmetrie des Kunstwerks: Immer zwei gleiche Teller sind verbaut. Man versteht nun, warum der Verlust eines Tellers ärgerlich ist

    Der „Triumphbogen“ ist vollendet. Bei der Symmetrie kein Wunder, dass der Verlust eines Tellers ärgerlich ist.

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				Eine Teller Scheibe krönt „Das Casino der Geheimnisse“, eingefasst von zwei Büsten, eine Römerin und einen Römer darstellend, einstige Bewohner der Südpfalz

    Das „Casino der Geheimnisse“, eingefasst von einer Römerin und einem Römer den einstigen Bewohnern der Südpfalz.

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				Der Unterbau der „Kopf Bank“ besteht aus gegossenen Betonteilen

    Der Unterbau der „Kopf-Bank“ besteht aus gegossenen Betonteilen.

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				Otfried Culmann ruht aus auf der vollendeten „Kopf Bank“, links und rechts der Bank Stelen mit Eulen, ebenfalls aus Mosaik gefertigt

    Otfried ruht aus auf der vollendeten „Kopf-Bank“.

Text: Katrin Viertel | Fotos: Otfried Culmann

Auch mal hin?

Otfried Culmanns Garten in Billigheim-Ingenheim ist in den Sommermonaten jeweils Sonntagnachmittag für Besucher geöffnet.

Mehr über Otfried und seine andere Projekten gibt es hier.

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