2. Eintrag: Das Fundament

2. Eintrag: Das Fundament

Lucas baut ein Baumhaus – mit gläsernem Kuppeldach und Hängebrücke – und hält alles in seinem Bau-Tagebuch fest. Einmal im Monat dürfen wir mitlesen.

Liebes Bau-Tagebuch,

nachdem ich ja im ersten Schritt die Arbeitsplattform in acht Metern Höhe gebaut habe, war ich die letzten drei Tage mit der eigentlichen Plattform, dem Fundament für das Baumhaus, auf zehn Metern beschäftigt. Ich steigere mich also, zumindest was die Höhenmeter angeht. Es war der schwierigste Teil des gesamten Vorhabens, wenigstens will ich das hoffen. Täglich acht bis neun Stunden im Baum: Ich habe lange nicht so einen Muskelkater gehabt.

Weil die Plattform an Stahlseilen im Baum hängen sollte, habe ich in den Astgabeln breite Schlaufenbänder aus der Kronensicherung untergelegt. So schneidet nichts ein. Ist mir wichtig. Ich will den Baum nicht beschädigen, schließlich gäbe es ohne ihn kein Baumhaus.

Am meisten Respekt hatte ich vor den vier 80-Kilo-Holzbalken für den Unterbau, die hoch in den Baum mussten – zu Recht, wie sich rausstellte. Alleine? Keine Chance. Mit Flaschenzug und ein paar Helfern? Könnte klappen. Zwei Mann am Boden, zum Balken einfädeln, zwei Mann im Baum zum Entgegennehmen, darüber den Flaschenzug und dann unten alle Mann: ziehen, ziehen, ziehen. Klappte. Beim ersten Balken etwas ruckelig, beim Zweiten schon besser. „Es wird langsam“, dachte ich mir. Und so war es: Die Plattform steht. Oder hängt, besser gesagt. Die Basis für alles.

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				Lucas Wahl, der sein eigenes Baumhaus in Nostorf baut, nutzt Schlaufenbänder aus der Kronensicherung, um Stahlseile an starken Astgabeln zu befestigen. Denn: Der Baum darf beim Bau seines Baumhauses nicht beschädigt werden

    Breite Schlaufenbänder unter den Stahlseilen, an denen die Plattform hängt. So schneiden sie die Rinde nicht ein

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				Lucas Wahl, Fotograf und Baumhaus Bauer, hat auf die vier dicken Holzbalken, 24x12 cm, sechs dünnere Balken, 6x16 cm, geschraubt

    Sechs dünne Balken, 24x12 cm, auf vier Dicken, 6x16 cm, mussten in den Baum hoch und mit Spanngurten ausgerichtet werden. Die Arbeitsplattform hat sich schon ausgezahlt

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				Lucas Wahl hat die Balken mit einem Flaschenzug hochgezogen und mithilfe von Spanngurten ausgerichtet. Durch die Balken geht eine Gewindestange, an deren oberen Ende eine Ringmutter, ein Schäkel und ein Spannschloss sitzt. Das Stahlseil wird dann am Spannschloss befestigt

    Dicke Gewindestangen für dicke Balken. Am oberen Ende: Ringmutter, Schäkel und Spannschloss. Dann das Stahlseil mit Kausche und Seilklemmen befestigt. Hält!

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				Nach der Arbeit in ca. zehn Meter Höhe müssen Lucas Wahl und seine Freunde, die ihn beim Bau seines Baumhauses in Nortorf unterstützen, auch mal entspannen, am besten am Boden

    Verschnaufen: Auf dem Boden der Tatsachen. Zehn Meter unter der Plattform

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				Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Nach 40 Stunden Arbeit an der Plattform auf zehn Metern hat sich Lucas Wahl an die Höhe gewöhnt

    40 Stunden im Sicherungsseil zwischen Ästen klettern und hangeln – und die Höhe ist (fast) vergessen. Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier

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				Der zweite Schritt auf dem Weg zu Lucas Wahls Baumhaus ist fast geschafft: die Unterkonstruktion für die Plattform

    Geschafft! Die Unterkonstruktion steht: fehlen nur noch die Bodendielen und das Geländer. Dann geht es an die Aufbauten

Ich bin zufrieden mit dem, was wir geschafft haben. Keine Verletzten – von kleineren Schrammen einmal abgesehen. Und: Es war einfach toll, wie fast alles, was ich mir vorher überlegt habe, dann auch geklappt hat. Und da, wo es mal gehakt hat, half – wie so oft – Improvisation.

Toll auch, dass meine Familie mir den Raum gibt, das Projekt umzusetzen, und dass ich solche Freunde habe, die sowas mit mir durchziehen.

Im September wird das Baumhaus fertig sein – das ist zumindest der Plan. Bis dahin halte ich Dich, liebes Bau-Tagebuch, über meine Fortschritte auf dem Laufenden. Drück mir die Daumen, dass alles gut geht. Und dass sich weiterhin niemand die Knochen bricht.

Lucas

Mehr zum Macher

Schlösser aus Scherben und Schotter, Monsterflöße, mobile DJ-Pulte, Lucas Wahl hat schon viel gesehen. Und im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Als Fotograf ist er seit den ersten Stunden für MACHER unterwegs. Mit dem Bau-Tagebuch zeigt er zum ersten Mal vor der Kamera, dass er selbst auch ein Macher ist.

Ein gezeichnetes Porträt von Lucas Wahl;

Wie es zum Baumhaus-Bau kam …

Als kleiner Junge baute ich mit einem Freund ein Baumhaus: Es wurde von den Nachbarskindern abgefackelt. Der Stachel saß tief, doch seit Juni ist Schluss damit: Ich baue an einem neuen Baumhaus, in jeglicher Hinsicht fernab vom Schema F. Schon der Baum, der es trägt, ist gigantisch: 25 Meter hoch. Es könnte keinen besseren geben für mein Projekt.

Text: Erzählt von Esther Acason | Aufmacher: STYMKY © Timm Paulick |
Fotos: Florian Manz, Julius Schrank, Sebastian Heidelberger, Lucas Wahl

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