Die Post-Lore

Die Post-Lore

Einzige Verbindung von der Hallig zum Festland: übers Wasser per Fähre – oder über Schienen per Lore. Selbst gebaut natürlich.

Das Werk

Eine Lore, 2,50 Meter lang, 1,13 Meter breit, 60 Zentimeter hoch. Zusammengeschweißt aus Winkeleisen, um von Langeneß über Oland nach Dagebüll zu fahren und von dort die Post zu holen. Daher wird sie auch „Post-Lore“ genannt – obwohl sie in Notfällen auch schon mal dafür eingesetzt wurde, Medikamente aus der Apotheke oder Lebensmittel mitzubringen. Auf der Hallig kennt man sich eben – und hält zusammen.

Der Macher

Fiede Nissen, 68 Jahre alt. Mit seiner Frau Hannelore lebt er auf der Hallig Langeneß in Nordfriesland. 38 Jahre lang lief er morgens mit seiner Lore bei Wind und Wetter aus – nur Eisgang konnte ein Problem darstellen. Im Gegensatz zu seinem Postboot, dem Nebel und Sturm gefährlich werden konnte. Mit diesem fuhr er täglich von Langeneß zum Hafen Schlüttsiel an der Festlandküste, brachte abgehende Post dorthin, und nahm neue für die Halligbewohner von Gröde und Habel mit. Dafür hatte er genau vier Stunden Zeit. Sonst lief er Gefahr, bei Ebbe auf eine Sandbank aufzulaufen oder aber im Wattenmeer stecken zu bleiben. Das konnte ihm bei der Lore nicht passieren. Heute – Fiede ist inzwischen Rentner – kommt die Post-Lore nur noch privat zum Einsatz, zum Beispiel wenn die Kinder aus der Familie zu Besuch sind.

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				Fiede Nissen, Bewohner der Hallig Langeneß, baute seine Post Lore selbst, die ihm viele Jahre lang bei seinem Beruf als Postschiffer treue Dienste erwies

    Fiedes Post-Lore, sein treuer Gefährte bei Wind und Wetter

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				Die Loren Nutzung unterliegt strengen Regeln, zum Beispiel muss eine Fahrerlaubnis vorliegen und private Loren dürfen nur für private Zwecke genutzt werden

    Jetzt wo Fiede in Rente ist, darf die Lore nur noch privat genutzt werden

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				Fiede Nissen war 38 Jahre als Postschiffer unterwegs: Er brachte die abgehende Post ans Festland und nahm neue für die Halligbewohner mit

    Überbleibsel aus der Vergangenheit: 38 Jahre als Postschiffer

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				Vor der Fahrt, muss die Lore auf die Schienen gehoben werden, mithilfe eines Traktors

    Mit einem Traktor geht’s auf die Schienen

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				Der Postschiffer Fiede Nissen fuhr immer mit seiner Lore: Außer bei Eisgang

    Fiede Nissen fuhr immer. Außer bei Eisgang

Die Umsetzung

Winkeleisen zusammengeschweißt und verzinken lassen, um die Haltbarkeit in der salzigen Luft zu verlängern. Danach Räder druntergeschraubt und Motor und Getriebe montiert. Früher fuhren die Loren mit einem Segel und waren auf Wind angewiesen. Später wurden sie mit Motoren ausgestattet. So auch Fiedes Post-Lore, mit einem knatternden Benzinmotor. Er verlegte die Elektrik und setzte einen Mast mit Lampen, um vom Gegenverkehr gesehen zu werden.

Die Motivation

Wie kommt man auf die Idee, sich selbst eine Lore zu bauen? Auf der Hallig nichts Besonderes. Viele Bewohner haben eine als privates Fortbewegungsmittel. Als Fiede 1977 nach einem Job sucht, kam ihm schnell die Idee, eine Lore zu bauen, um als Postschiffer arbeiten zu können. Nichts wäre besser geeignet, um schnellstmöglich Briefe und Pakete auf den Halligen zu verteilen.

Der Preis

Über Geld spricht man nicht, sagt Fiede. Über Zeit schon. Rund sechs Monate baute er an seiner Lore, einschließlich Verzinkung, Motorbeschaffung und –einbau. Das Gute: Es braucht nicht viel, um eine Lore in Schuss zu halten. Fiede muss sie nur ab und zu abschmieren und das Öl wechseln. Dann fährt sie wieder wie eine Eins. Ab geht die Post.

Fahrtwind

Wer noch nie auf einer Lore gesessen hat oder auf einer Hallig war und wissen will, wie der Arbeitsweg von Fiede ausgesehen hat, kann sich in diesem Film einen Eindruck verschaffen.

Text: Esther Acason | Fotos: Willing Holtz

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